Mittwoch, 11. April 2018

MUnTerMACHERIN-Gespräche: Gegen den Strom schwimmen um das Wasser klarer zu machen


Lukas und Anna waren mit ihren Kindern, Simon, Noah, Benjamin, vor ca. 3 Jahren einmal bei uns auf Hof-Sonnenweide, bei einem Sommerfest zu besuch. Es waren damals so viele Menschen am Hof das ich sie gar nicht persönlich kennengerlernt habe. Allerdings schickte mir Lukas einige Tage später ein Video das er von Fest bzw. dem Hof uns seinen Kindern gemacht hatte. Daraufhin sah ich mir ihre FB und Instagram Seite an und speicherte sie als "Freilerner Familie" irgendwo ganz hinten in meinem Kopf ab.

Als ich mich dann auf die Suche nach Menschen für meinen Podcast machte, fielen mir die beiden wieder ein. Wie ihr sicher schon gemerkt habt, interessiere ich mich sehr für alternative Bildungsmöglichkeiten. Ich schrieb ihnen eine mail und wir fanden einen Termin in der Osterwoche in der ich zu ihnen nach Wien fuhr, wo sie derzeit im Kleingartenhaus der (Schwieger)eltern wohnen.

Im Gespräch ging es dann aber gar nicht so sehr um das "Freilernen" sondern ganz viel um ihren Lebensentwurf, die Weltreise zu der sie mit ihren Kindern 2017 aufgebrochen sind und die am Beginn gar nicht so war wie sie es sich vorgestellt hatten. Wenn sie davon erzählen klingt es wie der Bericht und die Erkenntnisse eines ganzen Lebens. 


Ein sehr vielschichtiges Gespräch das in vielerlei Hinsicht inspiriert und Mut macht den eigenen Weg zu gehen.

Du kannst Dir das Gespräch über meine Homepage auf iTunes, Soundcloud oder Youtube anhören


Alle MUNTErMAcherin-Gespräche findet ihr auf meiner Homepage unter www.elisabethnussbaumer.at

Montag, 9. April 2018

Wann muss du eigentlich aufstehen?

Das ist die häufigste Frage die mir gestellt wird seit wir auf Hof-Sonnenweide mit so vielen Tieren leben.
Die Antwort hat sich im Laufe der Jahre verändert. Eine Bäuerin muss früh aufstehen, das weiß doch jeder. Die Tiere müssen gefüttert werden denn sie haben die ganze Nacht nichts gefressen und haben Hunger. Deshalb hab ich mir am Beginn, als wir auf Hof-Sonnenweide gezogen sind und immer mehr und mehr Tiere zu uns kamen, den Wecker zwischen 5.00 und 5.30 Uhr gestellt und bin so, wie es sich gehört, aufgestanden. Schnell die Hunde im Haus füttern, Zähneputzen und dann raus zu den Tieren, egal ob es noch finster war oder nicht. Und in den ersten Jahren ist mir das auch überhaupt nicht schwer gefallen. 



Wenn ich damals gefragt wurde wann ich aufstehe habe ich wahrheitsgetreu geantwortet und war auch irgendwie stolz darauf. Und auf der anderen Seite habe ich mir selbst und anderen auch bestätigt was jeder ohnehin vermutet hat. Eine Bäuerin muss früh aufstehen. Das war immer so und ist einfach so.

Vor einiger Zeit habe ich dann begonnen diesen allgemein gültigen Glaubenssatz zu hinterfragen. Es fiel mir immer schwerer aufzustehen, ich war mies gelaunt in der Früh und hatte immer das Gefühl trotz dem frühen Aufstehen nicht mit meiner Zeit zurecht zu kommen und immer einen Schritt hinter meinen Pflichten nachzuhinken.

Eine Möglichkeiten wäre gewesen noch früher aufzustehen und noch schneller zu arbeiten. Keine sehr verlockende Variante, also hab ich anders rum überlegt. Die Frage die ich mir stellte war: „Was tut mir gut, und wie würde ich es machen wenn es ganz nach meinem Bedürfnissen gehen könnte.“
  1. Aufstehen mit dem beginnenden Tageslicht
  2. Zeit für meine Guten-Morgen-Rituale (siehe Video)
  3. Laufen gehen
  4. Duschen, Kaffee trinken
  5. und dann in aller Ruhe die Tiere versorgen
Und wisst ihr was, es hat funktioniert, ganz einfach sogar. Kein Tier ist daran gestorben oder hat meines Wissens irgendeinen Mangel gelitten. Ich adaptiere immer wieder, je nach Jahreszeit und meinen Bedürfnissen, die sich auch immer wieder ändern aber im Großen und Ganzen nehme ich mir in der Früh soviel Zeit für mich wie ich brauche.

Praktisch sieht das z.B. auch so aus, das ich meine Coaching Termine nicht vor 10.00 Uhr und im Winter auch erst um 11.00 Uhr vereinbare. Dann hab ich vorher genügend Zeit für mich und die Tiere, was auch meinen Besuchern zu guten kommt weil ich entspannt und mit voller Aufmerksamkeit bei ihnen sein kann. Niemand hat sich jemals darüber beschwert. Auch wenn ich Termine außerhalb des Hofes habe versuche ich sie so zu legen das sie mir keinen Streß bereiten. In den meisten Fällen funktioniert das ausgezeichnet und die wenigen Ausnahmen sind auch in Ordnung.

Es ist wirklich faszinierend wie oft wir uns von außen beeinflussen lassen ohne das wir es überhaupt bemerken oder scheinbar gegebene Tatsachen hinterfragen.

Mir geht’s super gut mit dieser Regelung und wie immer, wenn es mir gut tut strahle ich das auch auf mein Umfeld ab.
Es macht also durchaus manchmal Sinn die eigenen Bedürfnisse an die erste Stelle zu reihen.

Mittwoch, 4. April 2018

MUnTerMACHERIN-Gespräch: Hofkollektiv Wieserhoisl


Als ich meine Suche nach spannenden Personen für meine Interviews begann, gab ich in google einfach das Wort „Aussteiger“ ein. Einer der ersten Einträge war ein Artikel von einem steierischen Bezirksblatt über das Hofkollektiv Wiesenhoisl.

Mit dem Leben in einem Kollektiv, hatte ich mich bis dahin überhaupt noch nicht beschäftig. 
Ich selbst war sechs Jahre lang im Internat, jeweils mit vier Mädels im Zimmer und dann als Cocktail Waitress auf einem Kreuzfahrtschiff, ebenfalls mit zwei bis vier Personen in sehr kleinen Kabinen. Mein Bedarf an engen Zusammenleben mit anderen Menschen war dann mal gedeckt. Ich wollte nicht mal mehr in eine WG oder in ein Studentenheim als ich nach meiner Rückkehr vom Schiff nach   Wien zog.

 

Umso interessierter war ich am Leben in einem Kollektiv und fragte ob einige der Bewohner Lust und Zeit für ein Interview mit mir hätten. Auf der Homepage vom Hofkollektiv stand unter „Interviewanfragen“ : „Nimm dir Zeit und bring auch gerne einen Kuchen mit.“ Das fand ich sehr sympathisch. Mit Beidem machte ich mich auf den Weg. 

Als ich nach Deutschlandberg fuhr, kam der Winter zurück. Es lag viel Schnee und als Burgenländerin bin ich keine geübte Schneefahrerin und schon gar nicht auf hügeligen,glatten, schmalen Straßen. Also ließ ich mein Auto ein paar 100 Meter vor dem Hof stehen und stapfte mit meinem mitgebrachten Kuchen die letzten Meter zum Wieserhoisl. 



Leider habe ich durch das Wetter die Schönheit des Ortes nicht in seiner vollen Pracht erfassen können. Im Gespräch kam das Thema sehr häufig vor und alle drei Interviewpartner betonten immer wieder wie herrlich es sei, an diesem wunderschönen Platz zu leben. Die Natur, die Sonnenuntergänge, die Wiesen,….Aber auch bei Schnee und Kälte konnte ich erahnen wie schön das alles im Frühling oder Sommer aussehen wird. 

Nahe beim Haupthaus, stehen zwei ehemalige Zirkuswägen und zwei umgebaute Bauwägen, die als zusätzlicher Raum dienen, denn eigentliche Wohnhaus bietet nicht genug Zimmer für alle Bewohner. Wie es auf einem Hof so ist, gibt es noch einige Projekte wie z.B. der Ausbau des Stalls und des GästInnen-Hauses auch um mehr Platz auch für BesucherInnen zu schaffen.

Der erste Raum den man betritt, wenn man das Haus geht, ist eine große und ur gemütliche Küche mit einem großen Esstisch. Genauso hatte ich mir das vorgestellt und zu meiner großen Freude war auch gerade ein schulfreier Tag sodass alle 4 Kinder und auch fast alle Erwachsenen im Haus waren. Sehr wusselig und total nett, so wie ich mir ein kollektives Leben vorgestellt hatte ;o) (Natürlich ist mir klar das das nur eine Momentaufnahme und nur ein winziger Teil des Lebens ist…)

Mehr über das restliche Leben erfahrt ihr im Gespräch mit Tina, die seit Beginn an dabei ist, Lie, die das Kollektiv schon seit 5 Jahren kennt und seit ca. 1,5 Jahren ein fixes Zimmer im Wieserhoisl hat und Fritzi, der mit seiner Frau und 2 Kindern seit 2010 im Hofkollektiv lebt.

Ich wünsch Euch viel Freude beim Anhören der Gespräche und villeicht auch einige neue Ideen.

Zum MUnTerMACHER-Gespräch - Hofkollektiv Wieserhoisl

Anhören über Soundcloud, iTunes oder Youtube
Auf meiner Homepage findet ihr alle bisherigen Gespräche